In meiner Auseinandersetzung mit dem Thema Verjüngungsschnitt hatte ich bereits erwähnt, dass ich diesen Winter erste Verjüngungsschnitte durchführen wollte. Bei der Vielzahl von Gründen, die dafür sprechen, ist es wohl nicht überraschend, dass ich gleich am nächsten Wochenende mit Baumsäge und Gartenschere bewaffnet die Obstwiese stürmte. Für diesen Winter hatte ich mir zum Einstieg 2 betagte Apfelbäume der Sorte „Jakob Lebel“ vorgenommen. Dabei wählte ich Bäume mit überschaubaren, nicht so ausgeprägten Kronen aus. Die fand ich als Übungsobjekte genau richtig.
Nach den Jahren, wahrscheinlich sogar eher Jahrzehnten, ohne Pflege waren die Kronen sehr dicht gewachsen. Somit machte ich mich daran, das dichte Geäst zu lichten. Dabei nahm ich gleich alle Äste ab, die nach innen wuchsen oder nur noch nach unten hingen. Letztere Fälle setzte ich auf Äste ab, die vor oder auf der Kuppe nach unten noch aufrecht wuchsen. Der Baum sollte sich nun in dieser aufrechten Richtung weiter entwickeln. Alles tote Holz wurde auch entfernt. Bei den senkrechten Trieben in den Kronenspitzen habe ich mich mit dem Rückschnitt zurückgehalten. Zu einen wollte ich nicht unbedingt mehr Holz abnehmen als nötig, wuchsen diese Triebe doch nicht wirklich in verbotenen Zonen. Auf der anderen Seite habe ich noch die Hoffnung, dass sie pespektivisch eine weitere Kronenebene bilden könnten. Falls sich diese Annahmen in den nächsten Jahren als falsch herausstellen sollten, kann ich sie ja immer noch abnehmen. 🙂
Bei einem der Bäume ist ein großer Ast über die Jahre immer weiter gen Boden gesunken und stützte sich zuletzt bereits auf seine Äste (siehe Bild). Diesen Ast habe ich komplett bis zum Stamm zurückgenommen. Mit diesem rigorosen Vorgehen bin ich einem möglichen Abbrechen zuvorgekommen, was auf jeden Fall eine wesentlich komplexere Wunde zur Folge gehabt hätte, als mein feinsäuberlicher Schnitt. Nebenbei lässt sich nun unter dem Baum auch wieder ungehindert Rasen mähen und Äpfel sammeln.
Auch wenn die Kronen der beiden Bäume nicht so ausladend waren, war ich doch überrascht, wie viel Holz nach der Arbeit auf dem Boden gelandet war. Gespannt bin ich nun auf die Reaktion der Bäume. Wie sich der Rückschnitt auf den Austrieb auswirkt, wird wahrscheinlich bereits dieses Frühjahr zu beobachten sein. Eine Steigerung der Fruchtqualität wird dagegen wohl erst in den nächsten Jahren festzustellen sein.