Alle 20 Veredelungen aus diesem Winter sind angewachsen. Das freut mich besonders, da es mir offensichtlich in meiner 6 Veredelungssaison gelungen ist, (endlich) einmal alle Jungbäume erfolgreich zu veredeln. Der Erfolg ist recht einfach am Austrieb der Edelreiser festzustellen. Schwellen die Knospen/Augen am ca. 10cm langen Zweigstück, das mit dem jungen Stamm verbunden wurde, an, sind die beiden Veredelungspartner so verwachsen, dass eine Nährstoffversorgung zwischen beiden stattfindet. Aus den Augen entwickeln sich im ersten Jahr Blätter bis hin zu mehrere Dezimeter lange Triebe.
Bei meinen Veredelungen kann ich aktuell noch alle Stadien des Austriebs beobachten. Bei manchen Bäumchen lässt das zarte Grün gerade die Knospen zerplatzen, bei anderen ragt bereits ein ca. 15cm langer, beblätterter Trieb aus dem obersten Auge hinauf. Auch wenn die Frühchen mittlerweile den Wintergarten gegen das Gewächshaus als Standort getauscht haben, sind sie den dort gebliebenen Jungbäumen noch sichtbar ein paar Wochen in ihrer Entwicklung voraus.
Die generelle Entwicklung eines veredelten Jungbaums setzt in der Regel mit dem Austreiben von Augen der Unterlage ein. Auch hier ist das oberste Auge oftmals das Aktivste. Es liegt normalerweise im oberen Teil des Veredelungsschnitts bei einer Kopulation. Da die Entwicklung der Augen auf dem Edelreis erst später einsetzt, kann es gut sein, dass dieser Austrieb der Unterlage bereits den Edelreis überragt. Da der oberste Teil einer Pflanze mit den meisten Nährstoffen versorgt wird, sich also am besten entwickeln kann, ist dieses Überragen nicht wünschenwert. Erhält doch so der Austrieb der Unterlage mehr Nährstoffe als der Edelreis, dem eigentlich alle Energie gelten sollte, schließlich soll sich der Baum nur durch ihn entwickeln. Aus diesem Grund entferne ich regelmäßig sämtlichen Austrieb an der Unterlage, um der Versorgung des Edelreises höchste Priorität zu geben. Auch am Edelreis wird weiter priorisiert und sich auf den Austrieb des obersten Auges konzentriert, soll sich daraus doch der Stamm des Heranwachsenden bilden. Auch hier wird also alles Grün mit dem Messer entfernt, was sich unterhalb des Stammtriebs entwickelt.
Mancher wird sich über die strenge Kinderschule etwas wundern, doch soll sich der junge Baum erstmal darauf konzentrieren (können), einen Stamm auszuprägen. Jegliche „Ablenkung“ durch die Entwicklung weiterer Äste wird ihm so genommen. Auch hier will man doch nur das Beste für die Sprösslinge. 😉