Meine winterlichen Veredelungen von Apfelbäumen führe ich als Kopulation aus. Bei dieser Veredelungsmethode werden eine Unterlage und ein gleichstarker Edelreiser jeweils mit einem langen schrägen Schnitt versehen, so dass 2 gleiche, möglichst große Schnittflächen entstehen. Diese werden dann zum Verwachsen aufeinandergelegt, fixiert und mit einem Wundverschlussmittel verstrichen.
Natürlich sind es die Schnitte an den beiden Veredlungspartnern, die über den Erfolg der Veredlung maßgeblich entscheiden und auch beim Verschluss der Schnitte hat jeder so sein Produkt, das er für am geeignetesten hält. Jedoch gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten, eine Kopulation zu verbinden. Hierfür werden in erster Linie Bast und Veredlungsgummiband verwendet.
Für meine bisherigen Veredelungen habe ich immer Bast verwendet. Dieser ist sehr preiswert und überall zu bekommen. Außerdem spricht für Bast, dass es ein natürliches Produkt ist, somit gut in den Garten passt, da es schnell abgebaut wird. Ganz nebenbei lässt es sich gut handhaben. Die axiale Robustheit der Faser kehrt sich jedoch mit fortschreitender Entwicklung der Veredelung zum Nachteil. Mit dem Anwachsen des Edelreisers geht eine Zunahme des Durchmessers der Veredlungsstelle einher, der Baum wächst. Da der Bast nicht nachgibt, kommt es unweigerlich zu Einschnürungen. Man muss also auf der Hut sein und das Wachstum im Auge behalten, um rechtzeitig zu reagieren. Dann müssen die Knoten und der Bast vorsichtig gelöst und entfernt werden. Je nachdem, wie tief er bereits eingewachsen ist, muss dann doch mit gewisser Entschlossenheit vorgegangen werden, was an der gerade zusammengewachsenen Schwachstelle immer mit einem unguten Gefühl verbunden ist. Durch das Entfernen des Basts entfernt man auch sämtliches Baumwachs und legt dadurch die Veredelungsstelle komplett frei. Das kann dann nicht nur eine klebrige, sondern auch eine heikle Angelegenheit werden, da die Wunde nun möglichen Krankheitserregern schutzlos ausgeliefert ist. Im Grunde müsste die Veredelungsstelle wiederholt mit Wundverschlussmittel geschützt werden. Das habe ich mir bislang aber geschenkt.
Weil das Handling mit Bast in der Nachbehandlung doch recht aufwändig ist und auch seine Risiken birgt, habe ich diese „Saison“ mal in Veredlungsgummibänder investiert. Bei einem Stückpreis von fast 20 Cent ist das schon eine andere finanzielle Dimension als mit Bast, aber es soll sich ja auch lohnen. Der Name nimmt es bereits vorweg: Hier ist das Einschnüren kein Thema, da die Bänder flexibel sind. Damit fällt das Nachbehandeln schon einmal weg. Einzig das Handling erfordert anfänglich etwas Übung. Die Gummibänder werden nicht geknotet, sondern halten sich durch Übereinanderwickeln selbst. Dabei muss das Gummiband ständig unter Zug gehalten werden, damit es sich nicht wieder komplett löst. Aber wenn man es ein paarmal gemacht hat, ist es wie mit allen anderen auch; Die Handgriffe fangen an zu sitzen, und das Verbinden nimmt Fahrt auf.
Verwendet man zum Verschließen der Veredelungswunde helles Baumwachs kann auch eine Zersetzung der Gummibänder erfolgen, da sie so von der UV Strahlung erreicht werden. Dadurch fallen die Gummibänder zumindest irgendwann vom Stamm. Doch sind diese wirklich aus Naturkautschuk o.ä., so dass man sie getrost an Ort und Stelle sich selbst überlassen kann? Ich glaube, ich werde sie vorerst auflesen und mit den Hausabfällen entsorgen.
Ob die Veredelungsgummibänder meine, zugegeben hohen, Erwartungen an sie wirklich erfüllen können, sollen die nächsten Monate zeigen. Ich werde davon berichten, wie sie sich im Vergleich zum guten alten Bast schlagen werden.
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